one: and the oscar goes to …
draußen vor der tür // frankfurt am main
Ein Gesamtkunstwerk! Jürgen Kruse hat Borcherts Heimkehrerdrama neu gelesen und in sein eigenes Universum gezaubert: Unglaublich dicht und zwischen Ernst und Ironie, Traum und Wirklichkeit verdammt nah an Borchert – dieser Theaterabend fährt einem direkt in den Bauch und füllt das Herz randvoll mit Beckmann, Elbe und Fich. Ein grandioser Einstand für Manuel Harder und Linda Pöppel am Schauspiel Frankfurt. Wird in der nächsten Saison wiederaufgenommen!
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two: der coolste soundtrack
endstation sehnsucht // magdeburg
Wie man die (Bühnen)realität schonungslos ausleuchtet und dennoch Momente voller Theatermagie schafft, das muss Sascha Hawemann erst einmal einer nachmachen. Die Bühnenmusik von ear alias Günther Harder und Raphael Tschernuth nach den Texten von Tennessee Willimas führt vom Boden der nackten Tatsachen in tatsächlich elysische Gefilde und zurück und wird demnächst auch als CD erscheinen.
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three: die geilste premierenparty
drei schwestern // hannover
Das Decentraltheater lebt! Eine Inszenierung wie ein russisches Nationalgericht! Auf der Bühne: Sarah Franke, Hagen Oechel, Günther Harder und Christian Kuchenbuch. In der Kantine: Ex-Centralspieler und -zuschauer aus Leipzig und ganz Deutschland. Da haben sie schon nicht schlecht gestaunt, die Hannoveraner! Leider schon abgespielt – aber im November rocken wir den Laden bei Anna Karenina ;)
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four: die weiteste theaterreise
der spieler // düsseldorf
Alles auf Zero: Knappe 6 ½ Stunden mit der Bahn einmal quer durch Deutschland: Ans Schauspielhaus in Düsseldorf, wo Martin Laberenz im Januar mit Der Spieler von der Lust am Verlust erzählte. Mit einem genialen Bühnebild von Volker Hintermeier, das wie ein Brennglas die Seelenleben und -qualen der Dostojewskischen Figuren bloßlegt und gleichzeitig Hamsterrad ist, in dem es immer weiter aber nirgends hin geht. Großer Theaterabend mit Eddie Eckert als Alexej. Und am nächsten Tag natürlich knappe 6 ½ Stunden zurück nach L.
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five: der ohrwurmigste bühnensong
und dann // leipzig
Nach Westen fahren die Altwestwagen auf der Ausfallstraße in dem mehrfach prämierten Text von Wolfram Höll. Claudia Bauer brachte im letzten Oktober diese atemlose Kindererzählung aus den Plattenbauten der Nachwendezeit um Verlust und Verlorenheit und die Leerstellen der Erinnerung auf die Bühne. Nach Westen fuhr auch die Inszenierung und gewann den Mülheimer Dramatiker-Preises 2014. Die Regisseurin inszeniert im nächsten Frühjahr Jean Genets Splendid’s und ist ab 2015/16 Hausregisseurin am Schauspiel.
six: der beeindruckendste monolog
fräulein else // leipzig
Schnitzlers Novelle über eine junge Frau zwischen Pflichtgefühl und Verzweiflung, Mut und Angst, Lust und Scham als Spielzeitabschluss in der Baustelle: Sina Martens gibt ihrer Else noch eine Portion Übermut und Verletzlichkeit mit und hält allein begleitet von einer Kamera in jeder Minute bewundernswert Spannung und Fallhöhe. Physisch und psychisch umkreist sie die Else, kommt ihr nah, entfernt sich wieder, fällt kurz aus der Rolle und nimmt die Fäden wieder auf. Ein beglückender Abend von Jung-Regisseur Leo Skverer, den wir gern noch einmal erleben möchten!
seven: der längste abend ohne pause
purpurstaub // recklinghausen
Verschwendet eure Zeit! Die Inszenierung bei den Ruhrfestspielen 2014 beginnt schon mit dem Schild im Foyer, das mit dem Fehlen einer Pause und die Spieldauer von vier Stunden droht und die Zuschauer einlädt, sich zwischenzeitlich doch gern nach Bedarf zu stärken. Was folgt ist ein Hartmann-Marathon zwischen komisch und nervig, absurd und verrückt, unerträglich und erfrischend, ein Schauspielerfest und zelebrierte Langeweile. Vor allem der ist tatsächlich nur ein Bruchteil des Premierenpublikums gewachsen.
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eight: der traurigste abschied
der große marsch // leipzig
Der letzte Hartmann musste sich mit dem Studio vom Schauspiel verabschieden: Mit Buletten und Nudelsalat und Tanzen und Lachen und Weinen. Eine Insel im Spielplan, ein Hochlied auf ein berauschendes, leidenschaftliches Theater, das etwas will, sich ausprobiert und dabei alles darf. 2013 eingeladen zum Theatertreffen der Schauspielstudenten und mit dem Förderpreis ausgezeichnet.
» im bilde – unser abschied vom schauspielstudio
nine: die inszenierung mit drehmoment
der reigen oder vivre sa vie // leipzig
Dieser Theaterabend ist schon in physischem Sinne bewegend: Das Zuschauerpodest auf der Hinterbühne dreht sich langsam in der Mitte der Szenerie und eröffnet den Blick auf immer wieder andere Bilder, Räume und Figuren. Der Zuschauer auf Entdeckungsreise und als Dreh- und Angelpunkt des Theaters – ein schönes Bild für einen Reigen und eine stimmig-dichte Inszenierung, die auch neben dem Dreh- viele starke Momente hat. Wir freuen uns auf Preuss‘ Wolokolamsker Chaussee im Herbst!
ten: der größte publikummer
antigone // leipzig
Ein spartanisches Bühnenbild muss kein schlechtes Zeichen sein, kann aber von einer gewissen Einfallslosigkeit zeugen. Enrico Lübbe scheint sich hier überlegt zu haben, wie es gelingt, möglichst alle Schulklassen, die gerade im Unterricht das Stück behandeln, ins Theater zu locken. Seine Antworten: Dem fernsehgewohnten jungen Publikum von heute darf kein Stück vorgesetzt werden, das länger als 90 min geht. Damit ja keiner glaubt, das Stück lesen zu müssen, wird der Text laut und deutlich möglichst frontal ins Publikum gesprochen. Die Kostüme sind nicht historisierend, sondern eher zeitlos. Freude am Hören klassischer Text – gut, aber dann doch lieber von einer CD. Wenn dem Theater von heute nichts weiter einfällt, als klassische Texte schlecht zu bebildern, so ist es auf dem besten Wege, sich selbst überflüssig zu machen. (Thomas Pannicke)
sonderpreis der jury
hiob // hannover
Wir hätten für Hiob (Regie Christopher Rüping, u.a. mit Jonas Steglich) die Kategorie Bester Video-Einsatz aufmachen können, schließlich erlebt der Zuschauer die Hälfte des Abends als Live-Film im Theater, bis das Spiel hinter der Leinwand selbige nach und nach durchbricht. Klingt aber nicht so sexy und wird auch einem Abend nicht gerecht, der nach dem Sinn, dem Warum von Leben und Leid fragt – laut und leise, schwarz-weiß und bunt, poetisch und schrill – und dabei in jeder Minute von einer beeindruckenden Intensität ist.
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