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im wald da sind die räuhäuber – gordon kämmerer diplomiert mit schiller

Hinter dem Eisernen steppt ganz offensichtlich schon der Räu-Bär: Nebel, flackerndes Diskolicht und hämmernde Bässe dringen nach draußen. Im Saal wird das Publikum erstmal nach allen Regeln der Kunst von Skala-Wirt Jens zusammengefaltet. Schillersche Rebellion rückwärts: hier lümmelt die „Jugend von heute“ in der Komfortzone resp. dem Theatersessel und das ältere Semester revoltiert – Ein hübscher Einstieg zur großen Räuberparty, die in den nächsten drei Stunden auf der großen Bühne steigt.

volksbühnenbesuch: martin wuttke und birgit minichmayr in castorfs „judith“

Eine Castorf-Premiere jagt die andere. In den nachtkritik-Charts steht zwar immer noch Sebastian Hartmanns „Berlin-Alexanderplatz“ auf Platz eins, nun aber dicht gefolgt von Castorfs neuester Tat an der Volksbühne: „Die Kabale der Scheinheiligen. Das Leben des Herrn Moliere“. Doch reihesiebenmitte kann leider nicht bei jeder Premiere dabei sein und muss nun erst einmal eine Betrachtung zur vorletzten Castorf-Produktion an der Volksbühne nachholen.

Zu Jahresbeginn hatte „Judith“ Premiere, ein Drama aus dem 19. Jahrhundert von Friedrich Hebbel und damit schon etwas Besonderes für den in letzter Zeit vor allem auf Romanvorlagen spezialisierten Regisseur. Die Kritiken waren im Januar sehr widersprüchlich. Während man zum einen lesen konnte, diesmal hätte Castorf zur Pause Schluss machen sollen, schrieben andere, dass man in der zweiten Hälfte für das Ertragen der ersten belohnt worden wäre. Da bleibt dem Theaterfreund nichts anderes übrig, als selbst nach Berlin zu fahren, um sich ein eigenes Urteil bilden zu können.

woher? na, aus’m osten. aber wohin? die neue saison am schauspiel leipzig

Was für eine Woche! Am Mittwoch wird Skadi Jennicke mit großer Mehrheit zur neuen Kulturbürgermeisterin gewählt, dann treten Verfahrensfehler zu Tage – nun muss die Wahl wiederholt werden. Einen Tag nach der Vorstellung der neuen Schauspiel-Saison am Donnerstag gibt die Stadt ihre Intendanten-Vertragsverlängerungs-Bestrebungen bekannt. Über letztere entscheidet der Stadtrat in der Juni-Sitzung, was es ab Herbst in der Bosestraße gibt, lest ihr hier.

berlin alexanderplatz – hartmanns biberkopf-bilderbogen am dt

Alfred Döblins Roman „Berlin Alexanderplatz“ gehört zu den bedeutenden Großstadtromanen der zwanziger Jahre, die damals revolutionär waren und bis heute ihre Leser begeistern können. Aber nicht nur die Leser – für Theaterfreunde gab es schon wiederholt Gelegenheit, die „Geschichte vom Franz Biberkopf“ auch auf der Bühne zu erleben. Seit letzter Woche hat nun auch das Deutsche Theater, nur zwei S-Bahn-Stationen vom Alexanderplatz entfernt, eine Bühnenfassung des Romans im Repertoire, Regie und Bühne: Sebastian Hartmann.