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nordkurve #10
es gibt jetzt salat! ayad akhtars „geächtet“ am deutschen schauspielhaus

Im FAQ-Room geht das Deutsche Schauspielhaus Hamburg mit verschiedenen Veranstaltungen den „frequently asked questions der Gegenwart“ nach. Nummer vier dieser Reihe hatte vergangenen Samstag Premiere – die deutschsprachige Erstaufführung von Ayad Akhtars Erfolgsstück „Disgraced“, hierzulande „Geächtet“ genannt. Regie führte Klaus Schumacher, Leiter des Jungen Schauspielhauses im bereits zehnten Jubiläumsjahr. Wir haben uns die zweite Vorstellung angeschaut.

nordkurve #9: glauben sie mir, dass ich geboren wurde?

Da stolpert ein Seemann in ein Büro, wird mehr oder weniger freundlich bezüglich seiner Angelegenheiten befragt, so lang, bis sich herausstellt, dass er keine Papiere mehr hat. Sein Schiff mitsamt Seesack und Seemannskarte ist ohne ihn abgefahren, seine Identität schippert irgendwo auf den sieben Weltmeeren herum. Was tun? In B. Travens Roman „Das Totenschiff“ von 1926 schlägt sich der zurückgelassene Seemann Gales erst verzweifelt und vergeblich durch bürokratische Instanzen verschiedener Länder, bevor er auf dem einzigen Schiff anheuert, auf dem er, identitätslos wie er ist, noch arbeiten kann – der Yorikke, besagtem Totenschiff eben, das Leute auf- und ausnimmt, die sonst keiner mehr braucht. Clara Weyde bringt diesen Roman nun im Rahmen des START-OFF-Wettbewerbs am Hamburger LICHTHOF-Theater auf die Bühne.

nordkurve #8: ritter werden, könig sein!

Von der Unendlichen Geschichte am Thalia Theater haben wir ja schon berichtet, und weil Kinderstücke so viel Spaß machen, wohnten wir heute der Wiederaufnahme vom König Artus am Deutschen Schauspielhaus bei. Eine berühmt-berüchtigte 10-Uhr-Vorstellung: 1200 Kinder fiebern lautstark mit, wenn der bepullunderte Artus (Bastian Reiber) mit seiner das-ist-nicht-meine-Freundin-und-dann-doch Guinevere (Anne Müller) durch England stolpert, um nicht nur Ritter zu werden, sondern auch noch den Krieg zu beenden – na super!

nordkurve #7: phantasie befähigt – die unendliche geschichte am thalia theater

Phantasién ist in Not. Die Kindliche Kaiserin ist krank und wenn kein Menschenkind kommt, um ihr einen neuen Namen zu geben, wird das Nichts alles verschlingen. Dann steht’s nicht nur schlecht um das Reich der Phantasie, sondern zugleich auch um die Menschenwelt, denn die Bewohner Phantasiéns werden dann nicht, wie sonst üblich, zu Wundern und Geheimnissen werden, sondern zu Lügen und Wahnvorstellungen in den Köpfen der Menschen.
Auf den großen Bühnen ist endlich wieder Märchen-(und so)-Zeit und das Thalia Theater hat sich dieses Jahr wagemutig Die Unendliche Geschichte von Michael Ende vorgenommen – Regie führt Rüdiger Pape.

nordkurve #6
geschichtsstunde mit sogwirkung – engel in amerika am thalia

Anwälte, Propheten, Mormonen, Engel, Homos und Heten, Mütter, Exekutierte, Republikaner, Präsidenten und Geistesgestörte; Valium, Morphium, AZT, ein bisschen Alkohol und ein paar Kippen; New York, Antarktis, die Welt und das Ozonloch; Politik, Religion, Weltende … Bastian Kraft inszeniert am Thalia Theater Tony Kushners
Pulitzer-Preisgekröntes „Engel in Amerika“.

nordkurve #5: keine ahnung, der laden heißt „brain“

Noch 282 Tage bis zum Weltuntergang. Die Weltunter-Gang lagert in weißen Tennisoutfits am Rand des Geschehens und bereitet sich auf ihren großen Auftritt vor. Stampfen, zappeln, tanzen, coole Posen – ’ne richtige Gang eben. Es ist Zeit für Lena Bireschs „Gentrifiction“, uraufgeführt durch Helge Schmidt im Hamburger LICHTHOF Theater.

integration heute – performing back am lichthof theater

Kolonialismus ist ein prägender Bestandteil weißer Geschichte und die Weißen sollten ein Recht darauf haben, sich mit ihrer Geschichte auseinanderzusetzen – findet Simone Dede Ayivi, Performerin und Regisseurin der „zukünftigen Erinnerungsperformance“ Performing back, gastierend am LICHTHOF Theater Hamburg.

Sie selbst ist, wie sie erzählt, als person of colour in einer „sehr weißen Gegend“ aufgewachsen, hat dann in Hildesheim studiert – „eine Uni, die ist sooo weiß – und spätestens dort herausgefunden, dass die Weißen bei Theater „so richtig abgehen“ – warum also kein niedrigschwelliges Kulturangebot für weiße Leute machen? Deswegen hat sie sich ein interkulturelles Team zusammengestellt, denn sie will ihr Theaterprojekt nicht nur für sondern auch mit weißen Menschen entwickeln – Kameraknöpfe drücken können die nämlich zum Beispiel super. So geht Integration!

fritschs kassette am schauspielhaus: wieso denn bloß?

Eben noch erzähl ich meiner Begleitung im Foyer, wie gern ich Stofftapete mag, nun sehe ich vor mir auf der Bühne ein riesiges Rund derselbigen in blau, geziert mit gelben Blümchen. Gestört oder ergänzt wird diese Glückseligkeit einzig durch einen monumentalen Kamin mit Knister-Knaster-Feuerchen nebst dafür nützlichen, ebenso monumentalen Holzscheitstapel zur Rechten und einem herrlichen Konzertflügel zur Linken, allesamt stehend auf leicht spiegelndem Bühnenboden. Dies ist also die Kulisse für Carl Sternheims Komödie Die Kassette, inszeniert von Herbert Fritsch, premierierend am Deutschen Schauspielhaus Hamburg.